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Olé olé oje?
Fotos: André Chrost, Kurt Müller (Archiv Ralf Piorr)

Olé olé oje?

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Peter Hesse

Mit welchen Problemen hat der Amateurfußball zwischen Dorsten und Waltrop zu kämpfen – und welche Rolle spielen die Fußballfrauen dabei? Wir haben drei Profis zum Roundtable-Gespräch geladen.

Mit dabei im Büro des Fußball und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) in Recklinghausen waren Vertreter der SpVgg Erkenschwick und des FC Marl 2011. FLVW-Kreisvorsitzende Dominik Lasarz legt direkt vor: „Ich würde mir vom DFB mehr Basisarbeit wünschen, damit die ein konkretes Bild haben, was an der Basis auf den Sportplätzen in den Kreisligen passiert. Der Abstand zu den Profiligen ist viel zu groß geworden – also was wir hier im Kreis machen und was der DFB an Entscheidungen vorwärtstreibt. Mein Eindruck ist, dass der Amateurfußball nicht die Wertschätzung bekommt, die er eigentlich bräuchte – und dass unsere Mannschaften häufig viel zu kurz kommen. Was uns zudem helfen würde: Bürokratie abbauen mit einer Reform im Fußball. Wenn ich mir anschaue, dass ein Vater im Jugendbereich eine Mannschaft trainiert. Die müssen sich mit so viel Papierkram auseinandersetzen – das schreckt einfach ab.“

Mehr Spaß – weniger Bürokratie

Bei der SpVgg Erkenschwick liegt die große Zeit etwa 75 Jahre zurück. Zwischen 1947 und 1950 war das Team eine Zeit lang vor den großen Mannschaften aus Schalke und Dortmund in der Tabelle zu finden. Andreas Giehl ist der Geschäftsführer der SpVgg Erkenschwick, und sein Verein musste 2008 in Insolvenz. Er sagt: „Die Leute, die bei uns am Bierstand stehen, bekommen eine kleine Entschädigung. Aber wenn wir nicht eine Vielzahl an ehrenamtlichen Helfern hätten, würde unser ganzer Verein zusammenbrechen. Dann würde nichts funktionieren – bei uns sind das sicher 15 bis 20 Leute. Die Aufgaben im Verein werden, je höher du spielst, immer größer und anspruchsvoller. Alle sieben Mitglieder, die bei uns im Vorstand sitzen, sind Vollzeit berufstätig – und erledigen im Verein einen Fulltime-Job nebenher. Das ist ein gehöriger Aufwand.“ Zu den Fußballclubs gehören inzwischen gewaltige Infrastrukturen: „Vereine werden heute ja geführt wie kleine mittelständische Unternehmen. Je größer du bist, desto mehr Bürokratie hängt dahinter.“ Das sagt Frank Tollkamp für den FC Marl 2011. „Es ist gut möglich, dass wir bald nicht mehr die geeigneten Personen dafür finden, die sich Woche für Woche für ihren Verein aufopfern – das macht heutzutage keiner mehr.“ Mit den Vereinen SG und SpVg Marl sowie dem VfL Drewer ist der Club zum FC Marl 2011 fusioniert – das hat geholfen, die Kräfte zu bündeln.

Frauenfußball ist etabliert

Inzwischen hat sich der Frauenfußball beim FC Marl etabliert. Frank Tollkamp: „Unser Trainer Dirk Schemberg hat das Team durch eine mühevolle Saison getragen. Wir sind zwar Tabellenletzter geworden, aber das Wichtigste ist ja, dass man den Spaß an der Sache behält. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir Frauenfußball bei uns im Verein anbieten können. Aber mein allgemeiner Eindruck ist, dass der Fußball gegenüber anderen Sportarten verliert – und Kampfsportarten zum Beispiel immer mehr Zuspruch bekommen. Und man muss deutlich sagen, dass der Jugendfußball im Kreis Recklinghausen nicht mehr die vielen Vereine hat, die leistungsorientierten Fußball anbieten.“ Sara Eke ist Kapitänin bei den Fußballfrauen vom FC Marl 2011. Sie sagt: „Wichtig ist mir, dass bei uns im Team der Spaß nicht zu kurz kommt. Auch wenn wir verlieren, bauen wir uns gegenseitig wie- der auf. Dass wir einen guten Team-Spirit haben, ist für mich das Wichtigste.“

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