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Gutes tun tut gut
André Chrost

Gutes tun tut gut

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Michael Polubinski

Ehrenamt als Jungbrunnen: Psychologie-Professor Dr. Willi Neumann erklärt, warum gebraucht zu werden fit hält.

Wenn ewige Jugend zu erlangen doch so einfach wäre, wie der Maler Lucas Cranach der Ältere es uns auf einem Gemälde aus dem Jahre 1546 vorgaukeln wollte. Darauf ist ein simples Bad zu sehen. Alte, teils gebrechlich wirkende Frauen steigen ins Wasser. Auf der gegenüberliegenden Seite verlassen sie das wundersame Nass als junge schöne Mädchen. Metamorphose pur- von alt zu jung. Der Renaissance-Maler nannte das Werk „Der Jung­brunnen“. Der Begriff „Jungbrunnen“ rankt sich um Diskussionen, wenn Wirkungen des Ehrenamtes auf Menschen zu erklären versucht werden, die sich für ihre Mitmenschen engagieren. Darauf angesprochen, meint Psychologie-Professor Dr. Willi Neumann: „Das Gefühl gebraucht zu werden, fördert zumindest unser Wohlbefinden. Dieses Gefühl ist für die Sinngebung unseres Lebens wichtig.“ Daraus – so der Wissenschaftler und gebürtige Hertener – würden wir Zufriedenheit schöpfen. Spätestens im Übergang vom Berufs­leben ins Rentnerdasein stünden Fragen zur Generativität auf der persönlichen Tagesordnung. Bedeutet übersetzt: Die Sorge, für die kommende Generation sinnvoll gewesen zu sein; andere Menschen ausreichend unterstützt und Wissen weitergegeben zu haben. Dass ehrenamtliche Arbeit ganz viel Zufriedenheit spendet, davon berichtet Axel Möller. Der 57-Jährige, der 40 Jahre lang teilweise hochklassig Handball gespielt hat, trainiert jetzt die A- und B-Jugend von Westfalia Scherlebeck. „Letztlich gibt es ein gewisses Maß an Selbstbestätigung und Wohl­befinden. Etwa wenn ich beobachte, wie sich die Jungs sportlich und mental weiterentwickeln.“ Dr. Arnd Giese bestätigt, dass die Lebenszufriedenheit bei Ehrenamtlern zunimmt. Der Chefarzt Innere Medizin – Gastro­enterologie und Allgemeine Innere Medizin vom Hertener St. Elisabeth-Hospital weist außerdem auf Ergebnisse mehrerer unabhängiger Studien hin: „Mortalität ist reduziert. Das besagt, wer sich für die Gesellschaft regelmäßig engagiert, lebt länger.“ Damit sich die Lebensqualität von Ehrenamtlern steigert, ist dieses Voraussetzung: Wenn Menschen ihre Talente und Fähigkeiten einbringen sowie Zeit schenken, ist Anerkennung wichtig. Freia Lukat vom Caritasverband Herten konkretisiert: „Die Anerkennung ist verdient. Nicht nur danke sagen. Es muss ein Rückfluss erlebbar sein. Jene, die sich engagieren, müssen erfahren, was sie bewirkt haben.“ AWO-Stadtverbandsvorsitzender Erwin Heringhaus ergänzt: „Und positive Rückmeldungen von Betroffenen tun uns gut, wenn wir zum Beispiel etwas für Senioren organisiert haben.“ Wie viele Menschen sich vor Ort ehrenamtlich einbringen, ist präzise nicht bekannt. Hanna Boßle, bei der Stadt Herten fürs Bürgerschaftliche Engagement aktiv, weiß nur: „Wir haben knapp 400 Vereine und Organisationen. In der täglichen Arbeit erleben wir, dass die Bereitschaft fürs Ehrenamt auch bei jungen Menschen sehr ausgeprägt ist.“ Künftigen Rentnern rät sie, sich schon früh Gedanken zu möglichen Einsätzen zu machen. „Dann gelingt der Sprung in den Jungbrunnen Ehrenamt später umso besser.“

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